Mittwoch (16.9.20) habe ich im Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Gerald Braunberger folgenden Absatz gelesen, den ich mit Ihnen teilen möchte:
Die Politik hat aber sehr wohl die Aufgabe, sich um die Verlierer des Strukturwandels zu kümmern. Auch diese Erkenntnis ist alt, und sie gehört seit langem zum Kanon gerade auch liberaler Ökonomen. Sich kümmern heißt auch hier nicht, diesen Menschen einfach Geld zukommen zu lassen. Sich kümmern heißt, mit Unternehmen kluge Wege zu entwickeln, Menschen mit großer Berufserfahrung und häufig sehr beachtlichen Kenntnissen, die sich zu jung für den Vorruhestand und die mit ihm häufig verbundenen Ehrenämter in Vereinen und Verbänden halten, eine neue berufliche Perspektive zu bieten.
Einen dieser Wege habe ich in meinem Beitrag „Die Kraft der Generation 50plus“ für die von Gabor Steingart herausgegebene Podcast-Serie „Der Achte Tag“ (ThePioneer) beschrieben. Ich habe darauf sehr positive Resonanz erhalten. Hier eine kurze Zusammenfassung meines Beitrags:
Die Generation 50plus hat es in den letzten zwanzig Jahren geschafft, Deutschland vom „kranken Mann Europas“ zu einem starken Zugpferd zu machen. Wir verdanken dem Know-how dieser Personen unseren Wohlstand. Trotzdem tun sich auch berufserfahrene Personen mit 50plus sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt. Ihr Alter ist häufig ein K.o.-Kriterium. Jüngere machen das Rennen.
Startups und kleine Unternehmen könnten von dem Wissen der Generation 50plus enorm profitieren, um das Wachstum ihrer Unternehmen anzukurbeln. Jedoch haben diese Unternehmen häufig nicht das Budget, diesen Experten eine Festanstellung zu bieten.
Die Lösung ist, das Know-how projektweise einzukaufen. Und mit Teams aus „analogen Erfahrungen der Älteren“ und „Digitalisierungskompetenz der Jüngeren“ neue Erfolgsgeschichten zu schreiben.
Die Politik sollte alles dafür tun, um dies zu ermöglichen. Eine wichtige Maßnahme ist es, die Regelungen zur Scheinselbständigkeit zu lockern und klare und nachvollziehbare Kriterien für eine rechtssichere Beauftragung von Selbständigen zu definieren. Anstatt mit Vorruhstandregelungen die Generation 50plus stillzulegen, halte ich es für wesentlich sinnvoller, Anreize zu schaffen, diese Generation zu aktivieren.
In diesem Sinne danke ich Gerald Braunberger für seinen Appell und hoffe, es bewegt sich etwas.
Leider nähren Sie mit Ihrem Artikel das weit verbreitete Vorurteil, dass die Generation 50+ lediglich analoge Kenntnisse hat und digital hinterherhinkt. In der Realität sind nicht alle Jüngeren nur weil sie jünger sind, auch digital afin. Man geht auf dem Arbeitsmarkt lediglich davon aus und diskriminiert dabei regelmäßig alle älteren Arbeitnehmer ohne genau hinzusehen.